Depression – alles grau…

Depression – Krankheit mit vielen Gesichtern

Laut Statistik erleidet jeder vierte Mensch im Laufe seines Lebens eine behandlungsbedürftige Depression. Aus meiner Sicht, erscheint es sogar so, dass wesentlich mehr Menschen depressive Verstimmungen erleiden, diese aber verleugnen und nicht behandeln wollen. Dadurch ergeben sich oft schwierige Lebenssituationen, wie Konflikte mit der/dem PartnerIn, Kontaktabbruch zu Freunden, Verlust des Arbeitsplatzes und nicht selten auch Süchte. Depressionen können Folge oder Reaktion auf bestimmte Lebenssituationen sein, sie können aber auch genetisch bedingt sein. Sehr häufig sind die Symptome einer Depression aber auch „erlernt“ und bereits in der Kindheit von erwachsenen Bezugspersonen „übernommen“ – ein Rückzug, eine Vermeidung von Konflikten, ein Resignieren, also eine „Strategie“, das scheinbar Unerträgliche erträglich zu machen.

Ab wann spricht man von Depression?

In der Alltagssprache wird oft ein Mensch, der häufig weint oder verzweifelt ist als „depressiv“ bezeichnet. Meine Erfahrung ist: Oft haben die Depressiven keine Emotionen und daher auch keine Tränen. Depression ist ein „Zustand  der  -losigkeit“: Antriebs- und Interesselosigkeit, Gefühlsarmut oder -losigkeit, der Appetit lässt nach oder beschränkt sich auf rasch resorbierbare Kohlenhydrate, z.B. Schokolade und Chips, die Sexualität wird uninteressant. Man kann sich nicht mehr freuen, nicht lachen, nicht weinen. Die Kontakte zu unseren Mitmenschen schlafen ein – „ich kann ihnen nicht mehr folgen“. „Ich fühle mich wie durch eine unsichtbare Wand von allen anderen getrennt.“ Das Leben wird grau und geht an einem vorbei. Es gibt Schlafstörungen, schwere, belastende Gedanken in der Nacht, Schuldgefühle, Ängste.

Wenn dies heftig ist oder mehrere Tage anhält, dann sollten Sie etwas tun. Das ist jetzt nicht das übliche, schon viel zu oft gehörte „reiß dich zusammen“ sondern es  ist dann notwendig, eine SpezialistIn zu kontaktieren und daran zu arbeiten. ÄrztInnen und PsychotherapeutInnen können helfen. Allein kommt man meist nicht aus solchen krisenhaften Zuständen heraus. Ärzte verschreiben Medikamente, erklären die Zusammenhänge, schaffen Verständnis und das ist sehr wichtig und sinnvoll. Aber auch die stärksten Medikamente helfen wenig, wenn die richtigen Strategien fehlen den Alltag zu meistern.

Immer wird gesagt, es gibt verschiedene Formen von Depression, ist das wichtig?

Die psychiatrischen Manuals zur Krankheitsklassifikation (z.B.ICD-10) unterscheiden zwischen

  • wiederkehrenden Depressionen („rezidivierende affektive Störung“)
  • Depressionen, die von mehr oder weniger angetriebenen Zuständen abgelöst werden („bipolare Störung“)
  • Depressiven Einzelepisoden
  • langsdauernden melancholischen Verstimmungen („Dysthymia“)
  • Depressionen als Folge von Ereignissen („Reaktive Depression“)

und noch einigen anderen mehr. Diese Einteilung dient zur Krankheitsklassifizierung z.B. für die Krankenversicherung, für Wissenschaft und Lehre. Nach dieser Klassifizierung werden therpeutische Konsequenzen erwogen und eventuell auch (teil-)finanziert. Für die psychotherapeutische Arbeit selbst ist die Einteilung nicht ganz so wichtig. Hier kommt es viel mehr darauf  an, wie ich als Betroffenen am besten lernen kann, mit meiner speziellen und ganz persönlichen Krankheit umzugehen. Eines ist ganz klar: niemand hat an einer Depression schuld, egal welche Diagnose besteht, am wenigsten die/der Betroffene selbst. Aber wenn Sie die Erkrankung für sich selber gut zuordnen können, gelingt es, damit umzugehen und sich selbst zu helfen oder sich helfen zu lassen.

Warum Psychotherapie bei Depression?

Zunächst ist Psychotherapie stützend und hilft Ihnen auch in der schwärzesten Zeit die eigenen Fähigkeiten wieder zu nutzen und sich selber aus der Krise herauszuhelfen. Das klingt einfacher als es ist, der Depressive ist das ja nicht aus Zufall. Das Unbewußte hat normalerweise gute Gründe die Depression als mögliche Seinsform zu wählen. Es wird als zunächst unbewußte Widerstände geben, das reguläre Alltagsleben wieder aufzunehmen – so paradox das klingt! Die/der Betroffene (wie auch die Familie) leidet unter der depressiven Verstimmung und dann soll er es nicht aufgeben wollen? Und doch ist es so: Gewohnheit und Sicherheit sind in solchen Situationen für uns ganz wichtig und Rückzug ist ein ganz basaler Schutzmechanismus. Wenn man Depression als Schutz und Regression versteht, ist man der Problematik meist schon ein Stück näher. Daraus ergibt sich auch der zweite Grund, weshalb Psychotherapie bei Depression so wichtig ist: Wir können uns der Basis nähern, den Mustern, die wir gelernt haben, die uns Depression als einzig mögliche Reaktion auf bestimmte Probleme darstellen. Aber nur eine Reaktionsmöglichkeit zu haben ist nie gut, und daher gilt es in der Psychotherapie zu lernen, wie wir verschieden und differenziert reagieren können.

So bekommen Sie Ihr Leben wieder in den Griff!